Mit etwas Abstand Ganz plötzlich tauchte sie auf nistete sich ein breitete sich aus und hatte nach kurzer Zeit die ganze Welt im Griff Die Angst war wieder da und schwang sich über Wochen und Monate zu einem kollek tiven Gemütszustand auf Die einen fürchteten sich vor dem Virus die anderen sorgten sich um ihre Pläne ihren Wohlstand oder ihre berufliche Existenz Alle hatten aber gemeinsam dass sie auf ihrem bis dahin eingeschlagenen Weg überraschend ausgebremst wurden Mit Vollgas ging es gerade noch Richtung Selbstoptimierung plötz lich stand alles um uns herum still Die Wirtschaft steuerte nicht mehr auf Wachstumskurs die Politik hörte auf zu streiten und legte ambitionierte Ideen zur Seite wir hielten uns nicht mehr mit Träume reien von besseren Autos einem größeren Zuhause oder schöneren Urlauben auf Im Frühjahr 2020 gab es andere Sorgen drängendere Fragen Die Schulen machten dicht große Unternehmen schick ten ihre Mitarbeiter ins Homeoffice oder in die Kurzarbeit Kultur betriebe und Selbständige verloren ihre wirtschaftliche Grundlage Not Kliniken wurden im Rekordtempo aufgebaut aber nicht genutzt Klopapier Nudeln Mehl und Hefe waren plötzlich Mangelware die Decke fiel uns zu Hause auf den Kopf die ununterbrochene Anwe senheit von Ehepartnern und Kindern wurde zur Belastungsprobe für manch ein Familiengerüst und seelischen Beistand gab es über Wochen noch nicht einmal in der Kirche der Moschee oder der Sy nagoge Die Fliehkräfte dieser Vollbremsung waren enorm Und die Schäden auch Das unerwartete Auftreten eines 120 bis 160 Nano meter winzigen Erregers stellte Strukturen Regeln und Gewohn heiten die bis dahin als unerschütterlich galten mit Leichtigkeit auf den Kopf Es war der Moment als das neuartige SARS CoV 2 Virus alle zu einer Pause zwang und wir die Idee zu diesem Buch ent wickelten Die Autoren machten sich zum Auftrag das Lebensgefühl dieser Zeit einzufrieren Mit einem zurückhaltenden eindringlichen und ungefärbten Blick auf die Menschen hinter ihren Masken dem Symbol für den Kampf der ganzen Welt gegen die Corona Pandemie Kurz bevor die Maskenpflicht Ende April 2020 in allen deutschen Bundesländern in Kraft trat begann die Arbeit Marc Theis machte das erste Bild für dieses Projekt Fünf Monate lang inszenierte er Porträts von Menschen an ihrem Arbeitsplatz oder in ihrem per sönlichen Umfeld Eigentlich ist alles wie immer wir sehen den Schornsteinfeger auf dem Dach den Fußballprofi im Spielerbereich des Stadions die Gehörlose bei der Arbeit den Arzt vor seiner Kran kenhausstation die Rockband bei der Probe oder das Hochzeitspaar vor dem Standesamt Doch die Maske verschiebt die Verhältnisse sie verändert die Szenerie und die Atmosphäre Sie lässt uns aber nicht nur Menschen anders betrachten Sie beeinflusst auch unsere eige nen Gedanken und Empfindungen sobald wir dieses kleine Stück Stoff selbst über Mund und Nase legen Mit ihr schützen wir uns voreinander sie gibt uns ein bisschen Alltag und Bewegungsfreiheit zurück und rückt zugleich in jedem Moment die Ernsthaftigkeit der Situation ins Bewusstsein

Vorschau Marc Theis
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